Der Faktor Geld

Viele von uns kennen die Situation. Man hat gerade für einen neuen oder vielleicht sogar den ersten Job den Vertrag unterschrieben und ist voller Vorfreude. Man erzählt es den Verwandten, Freunden, Bekannten, etc. Und eine Frage ist sicherlich immer unter den ersten drei dabei: „Was verdienst denn dort?“ Ich selbst habe diese Frage natürlich auch schon des Öfteren gestellt, und wenn ich so darüber nachdenke, dann ärgert es mich richtig. Warum habe ich diese dumme Frage eigentlich gestellt? Warum interessiert mich das Gehalt einer anderen Person überhaupt? Wenn derjenige glücklich ist, mit diesem Gehalt auskommt und sich schon auf den neuen Job freut, dann wird das Gehalt schon passen und für diese Person ausreichend hoch sein.

In der heutigen Zeit ist nichts wichtiger als der Faktor Geld. Der Spruch: „Geld regiert die Welt“ mag zwar stimmen, doch wäre ein glückliches und zufriedenes Leben nicht erstrebenswerter, als die Welt zu regieren? Warum müssen wir erst dem Größenwahn verfallen bevor wir uns wieder auf uns selbst konzentrieren und merken das Geld alleine nicht glücklich macht. Erfolg und Zufriedenheit werden in viel zu vielen Fällen nur noch am Gehaltszettel festgemacht. Dabei bietet unser Leben doch viel mehr als nur unsere Arbeit, schließlich geht man doch Arbeiten, um zu leben und lebt nicht, um zu arbeiten, oder?

Wir sind doch mehr als die Papierscheine in unserer Geldbörse oder die Nullen auf unserem Bankkonto. Dennoch hat es sich in unseren Breitengraden etabliert, dass man sich durch den unkomplizierten Konsum von diversen käuflichen Produkten kurzzeitig Glücksgefühle ermogelt. Konsumgüter sind nun Statussymbole und zeigen anderen Menschen, wo man selbst im Leben steht. „Der fährt einen Jaguar, der hat es geschafft.“ Aber was hat er geschafft? Er hat viel Geld verdient und konnte sich dieses Konsumgut leisten. Ob er nun glücklicher ist als jemand der mit dem Bus anstelle eines Jaguars in die Arbeit fährt, lässt sich aus dem Kaufpreis des Autos nicht erahnen, dennoch gehen wir davon aus. Dabei kann er sich vielleicht selbst nicht mehr im Spiegel ansehen, weil er gerade Hunderte Mitarbeiter entlassen hat, um neben dem Jaguar auch noch einen Aston Martin und einen Lotus in die Garage zu stellen. Wir wissen es schlichtweg nicht und dennoch glauben wir, es zu wissen. Kaum trägt jemand teure Kleidung, fährt ein teures Auto oder telefoniert mit dem teuersten Smartphone stufen wir die Person als glücklich und beneidenswert ein.

Doch warum ist das Leben dieser Person beneidenswerter als mein eigenes? Ich war doch bis vor fünf Minuten noch sehr zufrieden mit meinem Leben? Aber nun habe ich gesehen, dass man statt eines T-Shirts einen Anzug, statt eines Golfs einen Jaguar und statt eines Huawei Handys auch ein iPhone haben kann. Der Neid nistet sich ein und man hat teilweise das Gefühl man „braucht“ diese Produkte ebenfalls. Wir werden kontrolliert und gesteuert von millionenschweren Marketingkampagnen, die uns das Denken abnehmen und uns klar und deutlich sagen, was wir unbedingt brauchen. Und damit wir uns diese Gegenstände leisten können, müssen wir weiterlaufen in unsrem Hamsterrad.

Man sehe sich doch bitte einmal im Bekanntenkreis um, wie viele Menschen stecken in öden Bürojobs und sehnen Woche für Woche, Tag für Tag, das Wochenende herbei? Ganz ohne Arbeit geht es nicht, soviel ist klar, doch wer ist schuld daran, dass man in diesem langweiligen Alltag gefangen ist? Nicht die Gesellschaft, nicht die Regierung und auch nicht die Eltern die einem gesagt haben man solle etwas „ordentliches“ Lernen. (Was auch immer das ihrer Ansicht nach sein möge.) Nur man selbst trägt die Verantwortung für das eigene Leben. Nur wir selbst können sagen: Ich steige aus, ich kündige meinen Job und arbeite jetzt etwas anderes. Etwas das mich als Mensch weiterbringt, dass mir mehr gibt als nur Zahlen auf einem Kontoauszug. Das mir das Gefühl gibt, dass richtige zu tun und mich mit Freude auf den Montag blicken lässt.

Ich selbst freue mich auch darüber, wenn ich mir eine neue Blu-ray oder eine neue technische Spielerei kaufe und daran gibt es auch prinzipiell nichts auszusetzen. Was allerdings schlimm ist, ist die Tatsache, dass mittlerweile sehr viele Menschen ihr Glück nur aus dem Konsum ziehen. Was daszu führt, dass man irgendwann in immer kürzeren Abständen etwas Neues braucht, dass es immer teurer werden muss, um das selbe Glücksgefühl wieder zu erreichen. Und früher oder später kommt man dann zur Erkentniss das materielle Dinge eigentlich kaum einen Wert haben und vergänglich sind. Sie liegen irgendwann auf einer Müllhalde und niemand interessiert sich dann noch dafür. Wir selbst interessieren uns oft schon nicht mehr dafür, sobald wir das Produkt gekauft und zu Hause liegen haben. Oft ist das Kaufen selbst der größte Reiz, das eigentliche Produkt ist dabei reine Nebensache. Wir sollten uns also öfter die Frage stellen: Brauche ich das jetzt wirklich oder glaube ich nur es zu brauchen?

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